Darm­spiegelung und Vorsorge­darm­spiegelung (Coloskopie)

Mittels eines dünnen und flexiblen Endoskops wird der komplett gereinigte Darm, genauer gesagt der gesamte Dickdarm (Colon) und die letzten 10 cm des Dünndarms (Terminales Ileum), untersucht. Die wesentliche Aussagekraft besteht in der Beurteilung der Schleimhautbeschaffenheit und dem Erkennen entzündlicher Vorgänge, narbiger Veränderungen mit Engen oder Ausbuchtungen der Darmwand (Divertikel). Viele dieser Veränderungen der Schleimhaut können wesentlich schlechter bis gar nicht mittels anderer Methoden (z.B. Labor- oder Röntgenuntersuchung) dargestellt werden.  Vor allem ist die Coloskopie bedeutsam in der Detektion von Polypen, welche als Vorläufer für den zweithäufigsten bösartigen Tumor des Menschen, dem Darmkrebs (Colonkarzinom), gelten. Ein unverzichtbar Vorteil dieser Darmspiegelung ist, dass vorhandene Polypen (mit wenigen Ausnahmen, z.B. ab einer bestimmten Größe) bereits während der Coloskopie abgetragen werden können, in der Regel auch geborgen und schließlich zur feingeweblichen Untersuchung weitergeleitet werden.

Die Vorsorgecoloskopie - bei Frauen wie auch bei Männern ab dem 50. Lebensjahr von den Fachgesellschaften, den medizinischen Leitlinien und den Krankenkassen ausdrücklich empfohlen - gilt als die effektivste Maßnahme zur Verhinderung der Entstehung und zur Früherkennung von Darmkrebs, was schließlich in Deutschland, das sei hier nochmals betont, das zweithäufigste Krebsleiden (Männer und Frauen!) darstellt. Denn sowohl die Krebsvorläufer (Polypen) als auch der Tumor selbst entwickeln sich in der Regel unbemerkt über Monate bis Jahre.

Welchen Vorteil kann eine Betäubung/Sedierung während der Darmspiegelung haben?

Sowohl bei einer Gastroskopie als auch bei einer Coloskopie besteht die Möglichkeit, eine Sedierung in Anspruch zu nehmen, was den Untersuchungskomfort deutlich erhöht. Dabei handelt es sich um die intravenöse Gabe eines Medikamentes (Propofol). Dieses Medikament beruhigt sofort und nimmt die Angst vor der Untersuchung. Es kommt zu einem leichten Dämmerschlaf und in der Regel auch zu einem verminderte Schmerzempfinden. Wärenddessen werden über einen Monitor die Kreislauffunktionen und die Sauerstoffsättigung überwacht. Sie bekommen ständig Sauerstoff über eine kleine Nasensonde.

Wenn Sie eine Sedierung erhalten, dürfen Sie aus rechtlichen Gründen ca. 24 Stunden nach der Beruhigungsspritze nicht selbst Auto fahren, nicht aktiv am Straßenverkehr teilnehmen sowie keine gefährlichen Arbeiten (z.B. Arbeiten mit der Motorsäge etc.) ausführen. Wir bitten Sie zu beachten, dass Sie eine Abholung aus der Praxis (ggf. durch ein Taxi) organisieren müssen.

Selbstverständlich kann die Endoskopie auch ohne Beruhigungsspritze durchgeführt werden. Allerdings könnten Sie dann das Gerät spüren, während es ggf. auch unter Kompression von außen um die Darmwindungen geführt wird.

Was macht der Arzt eigentlich während und nach der Darmspiegelung?

Das Endoskop wird in der Regel den gesamten Dickdarm entlang bis zum Blinddarm und schließlich in die letzten 10 cm des Dünndarms vorgeschoben. Dabei wird der Darm unter Einblasen von Luft/Gas etwas gebläht, um eine ausreichende Beurteilung der gesamten (ansonsten gefalteten) Darmwand zu erreichen. Auf Wunsch kann hierzu Kohlendioxid eingesetzt werden. Dieses CO2 wird deutlich schneller resorbiert, so dass hinterher kaum Blähungsgefühle entstehen.

Auffällige Schleimhautareale werden durch die Entnahme von Gewebeproben weiter untersucht, dieses ist schmerzfrei. Hierdurch können entzündliche Erkrankungen des Dickdarms und des terminalen Ileums (z.B. als Ursache für Durchfallserkrankungen) festgestellt werden, außerdem Divertikel (Ausstülpungen der Darmwand nach außen), Polypen (umschriebene Schleimhautgewächse) und bösartige Tumoren im Dickdarm.

Eine wesentlich Aufgabe besteht in der Entdeckung von Darmpolypen. Diese können in den meisten Fällen direkt während der Untersuchung/Darmspiegelung abgetragen werden. Eine Ausnahme stellen Polypen dar, die ein höheres Komplikationsrisiko bergen wie z.B. eine höheren Anzahl oder sehr große Polypen oder eine ungünstige Lage im Darm. Hier wird auf Wunsch die einige Tage bis Wochen später durchgeführte "elektive" Polypentfernung unter stationären Bedingungen im Krankenhaus veranlasst.

Im Anschluß an die Untersuchung gelangen Sie in wachem Zustand in unseren Aufwachraum, hier entspannen Sie noch einige Zeit in unseren bequemen Rehesesseln.

Nach dem abschließendem kurzen Gespräch mit dem untersuchendenen Arzt - unter Aushändigung des Untersuchungsbefundes - können Sie schon ca. 1,5 Stunden nach ihrem Termin aus der Praxis abholt werden. Im Anschluß an die Untersuchung können Sie in der Regel sofort wieder essen und trinken.

Was ist zu beachten bei veränderter Blutgerinnung z.B. durch Einnahme von Blutgerinnungshemmern?

Die Entnahme von Gewebeproben und die Polypektomie kann unter Umständen bei gleichzeitiger Blutgerinnungshemmung zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen. Falls Sie gerinnungshemmende Medikamente einnehmen wie z.B. Vitamin-K-Antagonisten (Marcumar®) oder Xarelto®, Pradaxa®, Eliquis®, Lixiana® oder eine doppelte Blutplättchenhemmung durch ASS und Clopidogrel (Plavix)®, dann wird das Vorgehen rechtzeitig vor der Untersuchung mit uns und Ihrer Hausärztin oder Hausarzt besprochen. Denn u.U. muss dieses Medikament nach genauer Absprache zuvor abgesetzt werden.
Das gleiche gilt, wenn Sie an einer Blutgerinnungsstörung wie z.B. ein v. Willebrand-Jürgens-Syndrom oder an einer Bluterkrankheit (Hämophilie) o.ä. leiden.

Vorsorgecoloskopie

Die Vorsorgecoloskopie dient der Krebsvorsorge und -früherkennung.

Darmkrebs gehört zu der zweithäufigsten Krebserkrankung bei Männern und Frauen. Darmkrebs macht tückischerweise im Frühstadium (und manchmal sogar im fortgeschrittenen Stadium) in der Regel noch keine Beschwerden.

In der Regel entwickelt sich der Krebs aus zuvor gutartigen sog. Polypen oder fachsprachlich Adenome genannt. Sie können prinzipiell in allen Abschnitten des Magen-Darmtraktes vorkommen. Am häufigsten sind sie aber im Dickdarm (ganz selten auch im Dünndarm und im Magen lokalisiert). Sie können über Jahre unbemerkt (ohne Symptome!) wachsen und sich schließlich zu einem bösartigen Tumor (Karzinom) entwickeln. Dickdarmpolypen sind Veränderungen, die mit dem Alter gehäuft vorkommen.

Bei der Vorsorgecoloskopie werden Darmpolypen entdeckt und oft in gleicher Sitzung abgetragen, so dass sie nicht mehr weiter wachsen und sich zum Darmkrebs entwickeln können.

Unter Umständen kann durch die Coloskopie sogar in einem sehr frühen Stadium einer bereits entstandenen Krebserkrankung diese lediglich durch die Polypenentfernung (Polypektomie) bereits vollständig geheilt werden. Es gilt der Grundsatz: Je früher der Krebs entdeckt wird, desto besser sind im Anschluß die Heilungschancen.

Eine Vorsorgecoloskopie wird bei Frauen wie auch bei Männern bereits ab dem 50. Lebensjahr von den medizinischen Fachgesellschaften, den Leitlinien und auch den Krankenkassen empfohlen. Letztere rufen hierzu sogar aktiv auf. Bei gehäuftem Auftreten von Darmkrebserkrankungen in der Familie und/oder Darmkrebserkrankung bei erstgradigen Verwandten und/oder Darmkrebserkrankungen bei Verwandten in jüngerem Lebensalter sollte diese auch schon eher erfolgen.

Endoskopie zur Nachsorge nach Therapie von Magen/-Darmtumoren

Wir führen nach erfolgter Tumortherapie (z.B. OP und/oder Strahlen-/Chemotherapie) - i.d.R. in Kooperation mit dem behandelnden Onkologischen Zentrum - im Rahmen der mehrjährigen Tumornachsorge die erforderlichen endoskopischen Nachsorgeuntersuchungen durch.